Über uns

Die Wölfiser Kirmes

Dieses Volksfest wird in Wölfis immer am Wochenende des ersten Sonntags im November veranstaltet.
Es verdankt seiner Entstehung der Einweihung unserer Kirche im Jahr 1736, nachdem sie beim großen Brand von 1735 zerstört und wieder aufgebaut wurde. Betrachtet man die große Zeitspanne in der sich dieses Fest trotz einiger Unterbrechungen so lang behaupten konnte, kann man verstehen, dass es im Laufe dieser Zeit auch Veränderungen gab.
Deshalb hier eine Beschreibung, wie in etwa die Kirmes in unserem Ort in den letzten 80 Jahren abgehalten wurde.
In Wölfis hat sich die Tradition einer reinen Burschenkirmes bewahrt. Festgehaltene Kirmesgesetze regulieren u.a. das öffentliche Auftreten (Kleiderordnung oder Haarschnitt), die gegenseitige Achtung oder Verstöße gegen Tradition und Unpünktlichkeit. Die zum Teil derben Gelage durch Litertrinken gehören genauso selbstverständlich zu den vorbereitenden Kirmesversammlungen wie der eigentümliche Kirmesschrei.
Burschen ohne Freundin müssen sich rechtzeitig um eine Kirmesjungfer bemühen. Ist die Auserkorene selbst dazu bereit, muss dennoch die Erlaubnis im Elternhaus der Jungfer erfragt werden. Gar oft ist hier vorher ein Angstschnäpschen angebraucht was in seltenen Fällen in einem Trinkgelage endet.
Ein Wochenende vor der Hauptkirmes, werden im angrenzenden Wald einige Fichten und eine Menge Reisig geholt. Nach einem zünftigen Mittagessen werden auf dem Schenksplatz die Kirmesfichten geschält und die Girlanden aus Reisig gewickelt. Am Abend sollten diese fertig und an einem sicherem Ort verstaut sein.
An Freitag vor der Hauptkirmes werden die Kirmesfichten am frühen Morgen vor dem Gotteshaus und unserer schönen Gemeindeschenke aufgestellt. Die geschälten Fichtenstämme werden mit den gewickelten Reißiggirlanden umwickelt.
Am ersten Abend des Wochenendes wird der Kommersch gefeiert. Das Eintrinken, früher samstags und ohne weibliche Gäste, ist es später zu einer freitäglichen Veranstaltung mit Blasmusik und nun mehr zu einer Disco für jung und alt geworden.
Samstags 17.00 Uhr begeben sich die Kirmesburschen mit musikalischer Unterstützung zum Gottesdienst in die Kirche. Danach geht es zur Stärkung für den Abend zu einem zünftigen Schnitzfleischessen in eines der örtlichen Gasthäuser.
Pünktlich 20.00 Uhr startet dann unserer Tanzabend. Nach dem Eintanzen der Kirmesgesellschaft übernehmen am abendlichen Tanz lediglich zwei Burschen das ausrufen der Extratouren. In Wölfis nennt man diese beiden mit weißem Zylinder und weißer Schürze bekleideten Burschen „Platzmeister“. Die Kleidung der anderen Burschen besteht aus einem schwarzen Anzug, weißem Hemd, weißer Fliege und einem Hut. Zum Eintanzen und zum Umzug am Sonntag werden weiße Handschuhe getragen. Geschmückt werden Anzug und Kopfbedeckungen aller Burschen mit bunten Sträußen und roten Bändern. Die Kirmesjungfern tragen elegante Kleider und stecken sich kleine bunte Sträußchen ins Haar. Wichtiges Utensil ist die aus Eschenholz bestehende Patsche.
Beim Tanzabend wird bis tief in die Nacht gefeier, so dass einige der Kirmesburschen schon einmal „vergessen“ zu schlafen.
Denn pünktlich um 07.00 Uhr am Sonntagvormittag ziehen die Burschen mit Wölfiser Blasmusik durch die Straßen des Ortes. Es werden an jeder Haustür ein „Hoch“ sowie ein Ständchen ausgebracht welche meist von dem Bewohnern mit einer kleinen Spende gewürdigt werden. Danach ist jeder Kirmesbursche bei seiner Kirmesjungfer zum Mittagessen eingeladen. Gegen 14.00 Uhr startet dann traditionell der Umzug mit Wölfiser Blasmusik durch unser schönes Dorf bei der die Bevölkerung die gesamte Kirmesgesellschaft bestaunen kann. Anschließend wird dann Kinderkirmes für unsere kleinsten gefeiert.
Am Montag 05.00 Uhr ist dann die kurze Nacht zu Ende. Zwei junge Männer werden in Stroh (früher braunes Erbsenstroh) gewickelt. Bekommen Bärenmasken aufgesetzt, werden in Ketten gelegt und ziehen, begleitet von den Burschen und Musikanten, als wilde Tanzbären durchs Dorf. Dabei werden Betriebe, Schulen und Kindergärten aufgesucht. Wichtige Figuren bei diesem Treiben sind zwei als Frauen bekleidete Männer mit Tragkörben. In der Zeit, als der Großteil der Einwohner noch eigene Landwirtschaft betrieb oder örtliche handwerkliche Tätigkeit ausübte, wurden die Ständchen Montags gebracht. Nicht alle konnten sich damals mit Geld für ein Ständchen bedanken. Deshalb waren Wurst, Kuchen, Wein oder Selbstgebrannter genauso willkommen wie Brot oder Naturalien. Der Inhalt der Tragkörbe wurde abends beim Weiterfeiern geleert.
Ab wann genau das Essen der Kirmesgesellschaft am Montagabend aus Hammelfleisch und Klößen bestand, ist nicht genau feststellbar.
Am darauffolgenden Samstag ist Männerkirmes. Seid Anfang der 50iger Jahre hat sich die Freiwillige Feuerwehr der Organisation dieses Abends angenommen. Ursprünglich war dies der Abend, an dem ausschließlich verheiratete Paare das Tanzbein schwangen.
An diesem Abend Endet unsere Kirmes und viele freuen sich dann schon wieder auf das nächste Jahr. Auch so mancher Fremdling, dem die Geselligkeit und unsere Freude am Feiern schon zum Verhängnis wurde, erinnert sich gern an die Wölfiser Kirmes, die bis heute auch im weiten Umfeld ein Begriff geblieben ist.